PRESSE
Göttinger Tageblatt vom 19.6.2023
Bovenden
Mittelalterlicher Markt auf der Burg Plesse in Eddigehausen
Eddigehausen
„Unglaublich entschleunigend“: Mittelalter-Markt auf der Burg Plesse
Schaukampf mit der Freyschar zu Bokenrode beim Mittelaltermarkt auf der Burg Plesse.
Entschleunigung, mittelalterliches Leben, schaurige Gerichtsverhandlungen: Das Plessevolk hatte zum mittelalterlichen Markt geladen und viele Besucherinnen und Besucher kamen am Wochenende auf die Burg in Eddigehausen.
Christiane Böhm.
„Wir haben da wohl einen Nerv getroffen“, sagt Sandra Fahlbusch-Herhold vom Verein Plessevolk zum Mittelaltermarkt auf der Burg Plesse. „Quer durchs Mittelalter“ war das Motto der beiden Markttage, im Mittelpunkt sollten die Lebensverhältnisse der Epoche stehen. Marktstände, aber auch verschiedene kurze Theaterstücke, Gauklervorführungen, Musik und eine abendliche Gerichtsverhandlung hatte das Team um den Vereinsvorstand organisiert. Der Andrang war an beiden Tagen groß.
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Ein Drehleierspieler sitzt am Boden im Burginnenhof und spielt leise Melodien. Ein paar Schritte weiter ist der Schmied zugange, ein Handwerker zeigt seine Kunstfertigkeit bei der Holzbearbeitung, ein anderer an Lederstücken. Gleich nach dem ersten Torbogen können sich die Besucherinnen und Besucher beim Bogenschießen ausprobieren. Im Innenhof sitzen viele in der Sonne und warten auf die nächste Vorführung. Ein Schaukampf mit der Freyschar zu Bokenrode steht an. Vorher haben hier schon Saltatio Draconum gespielt und die Gaukler von Cedrus Inflamnia ihre Kunststücke vorgeführt.
Mittelalterlicher Markt auf der Plesse: Atmosphäre genießen
„Wir genießen die andere Atmosphäre hier“, sagt Stefan Schlette, der mit seiner Tochter Franziska unterwegs ist. Man könne hier einen ganz anderen Lebensstil nachempfinden, im Gegensatz zum hektischen modernen Leben. Das Mittelalter habe gerade auf dem Lehrplan gestanden, ergänzt seine Tochter. Und da auch im Unterricht die Lebensweise in den vergangenen Zeiten Thema war, habe sie hier unbedingt vorbeischauen wollen.
Mittelaltermarkt auf der Plesse
© Quelle: Peter Heller
Den Kindern ein Gefühl für das Mittelalter zu vermitteln, das habe sie bewegt, mit ihrer kleinen Tochter hoch auf die Burg zu gehen, sagt Magdalena Büttner aus Bovenden. Bogenschießen hätten sie beide schon ausprobiert und dem Feuerschlucker zugeschaut. Gut angekommen sind auch die vielen schönen Kostüme – lange Kleider, einfache Lederschuhe, Leinenhemden, Helme, Hauben, viel Interessantes war da zu bestaunen.
Theater auf der Burg Plesse: Hexerei und Hochverrat
Am Abend steht auch noch eine Gerichtsverhandlung auf dem Programm. Zur kleinen Laien-Theatertruppe gehört auch Denise Adomeit. Sie spielt eine Frau, die geheime Informationen des Burgherrn weitergegeben hat und deswegen des Hochverrats angeklagt wird. „Ich werde nicht glücklich aus der Verhandlung rauskommen“, sagt sie und weist auf die realistische Darstellung der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit hin. Basis der Verhandlungen „sind Urteile, die hier wirklich gesprochen wurden“, sagt Maurice Henne vom Verein Plessevolk. Natürlich etwas abgewandelt, aber es gibt Verhöre mit angedeuteter Folter. Deswegen müssen auch nach 18 Uhr alle erst einmal die Burg verlassen. Ab 20 Uhr ist dann Einlass für Verhandlung und Urteilsvollstreckung für Vergehen wie Hexerei, Hochverrat und Diebstahl, sowie ein handfester Streit unter Lehensherren – aber nur für über 18-Jährige.
40 bis 50 Mitglieder des Vereins Plessevolk engagieren sich auf dem Markt, haben sich ihre mittelalterliche Kleidung geschneidert, helfen, wo immer es nötig ist. Die meisten sind häufig auf solchen Märkten unterwegs. Das sei so „unglaublich entschleunigend“, erklärt Henne. Wenn er auf so einem Mittelaltermarkt sei, habe er kein Handy dabei, sei eben nicht zu erreichen und genieße die direkte Gesellschaft mit den Menschen.
© Quelle: Peter Heller
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